Berlin 30.09.14 Der Begriff „Reizdarm“ ist ein Modewort in der Medizin geworden. Durchfälle und Bachschmerzen werden schnell diesem Krankheitsbild zugeordnet. Manchmal zu schnell. Hinter den Symptomen kann eine schwerwiegende Darmerkrankung stecken, warnt die Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV). Vor allem die Beschwerden bei mikroskopischer Kolitis, einer wenig bekannten, aber zunehmend verbreiteten chronisch entzündlichen Darmerkrankung, sind dem Reizdarm-Symptomen sehr ähnlich. Darmexperte Prof. Ahmed Madisch (Hannover) erläutert, warum Verwechslungsgefahr droht und rät Patienten, die Ursachen für den Durchfall abklären zu lassen.
Warum ist es so schwer, einen Reizdarm von der mikroskopischen Kolitis abzugrenzen? Madisch: Die Symptome bei Reizdarm und mikroskopischer Kolitis sind nahezu deckungsgleich. Leitsymptom ist bei beiden Erkrankungen chronischer, wässriger Durchfall. Auch der Befund der Darmspiegelung ist sowohl bei Reizdarmpatienten als auch bei Patienten mit einer mikroskopischen Kolitis meist völlig unauffällig. Es ist deshalb zwingend erforderlich, dass bei der Spiegelung Proben aus der Darmschleimhaut entnommen werden. Nur so können beide Krankheitsbilder zweifelsfrei voneinander abgegrenzt werden.
Wie kann eine mikroskopische Kolitis therapiert werden? Madisch: Anders als ein Reizdarm ist die mikroskopische Kolitis gut zu behandeln. Die Patienten sprechen auf die zur Verfügung stehenden Medikamente sehr gut an und werden beschwerdefrei. Dadurch gewinnen sie an Lebensqualität zurück.
Was raten Sie Patienten, die unter chronischem Durchfall leiden? Madisch: Ich rate Betroffenen, den Hausarzt oder Gastroenterologen gezielt auf die mikroskopische Kolitis anzusprechen und zu bitten, bei der Darmspiegelung Gewebeproben zu entnehmen. Nichts ist ärgerlicher, als eine Darmspiegelung zu machen, bei der keine Proben entnommen werden. Wenn der Patient irgendwann beim nächsten Arzt vorstellig wird, muss er die ganze Prozedur noch einmal wiederholen.
Weitere Informationen zur mikroskopischen Kolitis, darunter ein Videomitschnitt von einem Vortrag von Prof. Madisch auf dem Crohn-Colitis-Tag vom 20. September 2014 in Leipzig, stehen auf der Homepage der DCCV zur Verfügung: www.dccv.de/service/presse/
Wer ist die DCCV? Die Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) e.V. ist der Selbsthilfeverband für mehr als 320.000 Menschen in Deutschland, die unter einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung wie der mikroskopischen Kolitis leiden. Sie ist eine der größten Patientenvereinigungen Deutschlands. Seit 1982 begleitet die Organisation Betroffene und ihre Angehörige. Die DCCV vermittelt Kontakte zu Ärzten, Kliniken, Kurkliniken und Selbsthilfegruppen, berät bei Problemen mit den Krankenkassen, Versorgungsämtern, Rentenversicherungsanstalt etc. und unterstützt bei Fragen zum Arbeits- und Sozialrecht. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern unterstützt der Selbsthilfeverband die Forschung und regt neue Forschungsschwerpunkte an.
Quelle: DCCV – Deutsche Morbus Crohn/ Colitis Ulcerose Vereinigung (DCCV) e.V.